Sippo

Sippo solo

Ein bisschen MDF und Treiber für zwei Euro pro Kanal – die Sippo

Die Preisfrage

Üblicherweise neige ich – beruflich bedingt – dazu, mich in Sachen HiFi eher am unvernünftigen Ende der Fahnenstange herumzutreiben. Letztlich will ich gar nicht in Abrede stellen, dass das teure Zeug das ist, was die Maßstäbe setzt und das Musikwiedergabe zum echten Erlebnis macht.

Das liegt in der Natur der Sache – ab einem gewissen Punkt ist Aufwand halt durch nichts zu ersetzen. Daneben allerdings führe ich, und das wissen Sie als Leser dieser Seite und in Kenntnis des Umstandes, dass ich auch bei der Klang + Ton meine Finger drin habe, ein zweites highfideles Leben, und das ist nun alles, aber nicht teuer. So habe ich zum Beispiel auch nach drei Jahren noch unglaublichen Spaß daran, dass unser Cheap Trick 230 eine der erfolgreichsten Selbstbauboxen der letzten Jahre ist, und, nicht zu vergessen, auch an deren Qualitäten, völlig abseits jeglicher Preis-/Leistungsdiskussion; die komische Kiste ist bei mit dienstlich nach wie vor eine der am meisten beschäftigten Komponenten überhaupt.
Nun ist der Lautsprecherselbstbau wie er in der Klang + Ton stattfindet, aber auch nur eine Facette des Themas. Wenn wir ein Projekt entwickeln, dann achten wir darauf, dass die Komponenten draußen am Markt einigermaßen gut erhältlich sind, dass es ein sauberes Vertriebswesen für die eingesetzten Treiber gibt und dass seriöse Hersteller dahinter stecken, die erstens nächsten Monat noch da sind und die auch dann noch Treiber abliefern, die mit den von uns verbauten noch weitgehend identisch sind. Da so etwas eine seriöse Vetriebsstruktur mit CE-, ROHS- und WEEE-Zertifizierung und etlichen anderen formalen Hürden erfordert, haben solche Markenprodukte ihren Preis. Klar, ein Visaton BG20 kostet bescheidene 30 Euro, der Konushochtöner aus CT230 nen Zehner, aber auch in diesen Preisen stecken die Zugeständnisse an die Notwendigkeiten bereits drin.

Sippo plus Diablo

Vor einem richtigen Lautsprecher macht die Sippo einen etwas verlorenen Eindruck – zumindest in optischer Hinsicht

Nun gibt’s aber auch eine Welt abseits solcherlei Spielregeln. Eine, die mit Sonder- angeboten, Postenware, Auslaufmodellen und Minimal-Gewinnspannen zu tun hat. Die Beschäftigung mit solchen Dingen findet heutzutage vorzugsweise im Dämmerlicht des Internets statt, denn hier herrschen die richtigen Voraussetzungen: Schnelle Informationsverbreitung, direkter Zugriff auf die entsprechenden Bezugsmöglichkeiten und erheblich weniger Verpflichtungen der Sorte, die wir als Macher eines der unbedingten Seriosität verpflichteten Magazins zu erfüllen haben.

Sippo mit Billigverstärker

Von diesem Extrem-Treibsatz wird noch zu berichten sein: Die Sippo lief bei mir nämlich sehr gut an einem spottbilligen Schaltverstärker

Der Sinn der langen Vorrede ist der Umstand, dass ich unlängst eines Projektes aus dieser speziellen Ecke des Selbstbaus habhaft geworden bin, und dass ich Ihnen auf gar keinen Fall vorenthalten, ja Sie sogar eindringlich dazu ermuntern will, sich damit zu beschäftigen.
Wir reden von einem Zweiwegelautsprecher, dessen Treiber pro Seite zwei Euro kosten. Beide zusammen natürlich. Jawohl, Sie haben richtig gehört. 1€09 für einen Tieftöner, 1€95 für zwei Hochtöner. Macht zwei Euro, sechs und einen halben Cent. Da muss man schon mit ein paar Leuten sammelbestellen, damit die Versandkosten den Warenwert nicht überschreiten.
Kopfschütteln? Jawohl, gerne. Hatte ich auch, als ich von dem Projekt im Anfangsstadium gelesen hatte. Um einem so genannten Hobby-Entwickler mit zu viel Zeit dabei zuzusehen, wie er zwei Schrott-Töner in eine Bretterbude pfercht, muss ich den Thread nicht weiterlesen. Habe ich, muss ich zu meiner Schande gestehen, dann auch nicht mehr getan. Obwohl ich den Erbauer (im Netz meist als „donhighend“ unterwegs) persönlich kenne und weiß, dass der gute Mann erstens nicht blöd, zweitens in Sachen Lautsprecher nicht unerfahren und ganz sicher nicht mit Mengen von überschüssiger Zeit gesegnet ist. Wenn der sowas anfasst, das hätte mir schon damals klar sein sollen, dann denkt der sich was dabei.

Die Selbstbaumesse „HiFi Music World“ in Gelsenkirchen stand an, die „Sippo“ getaufte Box feierte ihre Premiere in der Öffentlichkeit und ich hab sie nicht gehört. Was daran lag, dass ich 2009 insgesamt keine Stunde lang auf der Messe war, es im winzigen Vorführraum des Schrauber-Clans immer voll war und zu dem Zeitpunkt, als ich da war, gerade was ganz anderes tönte. Das unspektakuläre Standböxchen vor der Tür hat mich rein optisch relativ kalt gelassen, also war’s nix mit meiner ersten akustischen Begegnung mit der Sippo. Still allerdings war’s bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr um den Billigheimer, im Netz begann sie bereits, die Karriere der gerade mal gut kniehohen Kiste. Aber immer noch nicht so recht in meinem Internet. Zwischenzeitlich wurden dann auch Theo (Winterscheid) und Pico (Thomas Ahlersmeyer) von HiFi-Selbstbau auf die Sippo aufmerksam und lobten die Konstruktion geradezu überschwänglich. Das ist mehr als nur ungewöhnlich, denn zumindest Pico duldet in seinem Lautsprecheruniversum erfahrungsgemäß zuerst einmal Lautsprecher von Pico, und dann ganz lange gar nichts. Für mich an dieser Stelle hat’s den Vorteil, dass ich mich nicht um Messungen der Sippo bemühen muss, denn die haben die HiFi-Selbstbau-Jungs in Hülle und Fülle gemacht; hier gibt’s deren Ergüsse zum Thema.

+++ the rig +++
Quellen, digital
iPod Classic G6 120GB / Wadia 170i / Hoerwege DAC-UP-PCM1704
Quellen, analog:
Clearaudio Master Reference / SME 3500 / MFSL C3.5 / Burmester 088
Verstärker:
Burmester 088 / Burmester 959 mono / China-TA2024 / Pass INT-30A
Lautsprecher:
Klang+Ton CT246
Progressive Audio Diablo
Sonstiges:
RG58/Neutrik, HMS-DIY-Steckdosenleiste

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