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JBL 4355 – Zwischenstand

jbl22021501_600So jetzt gerade muss ich wirklich sagen – sie singt, die JBL.
Die Besucher des Hörtests am letzten Samstag konnten schon erleben in welche Richtung die Reise geht, aber ich bin noch ein gutes Stück weitergekommen. Tatsächlich hat sich die Montage der Schallverteilerlinsen für kurze Hörabstände dann doch bewährt. Auf den Passivweichen gibt’s jetzt L-Pads zur Pegeleinstellung:
jbl22021502_600Als Aktivweiche läuft gerade eine mal so richtig überhaupt nicht highendige Monacor-Lösung, angeschlossen mit auf die Schnelle zusammengebratenen Klinke-Cinch-Adaperkabeln. Geht hervorragend.
jbl22021503_600Natürlich ist das erst de Anfang. Und natürlich werden mir weder die Accuphase E-46 für den Mittelhochtonbereich noch die Bryston 4BSST² für die Bässe längerfristig erhalten bleiben. Sehr bedauerlich.

TSP-Messungen der Tieftöner

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Gestern mussten sich die vier neu aufgebauten 2235H ersten Messungen unterziehen. Zu diesem Zweck sind sie ungefähr eine Woche lang eingewobbelt worden, was jetzt aber auch schon wieder ein paar Wochen her ist, deshalb bitte ich die Werte für Nchgiebigkeit der Aufhängung und Gesamtgüte mit Vorsicht zu genießen. Außerdem waren die Treiber bei den Messungen nicht betriebswarm. Ich weiß, das ist nicht die reine Lehre, aber es ging erst mal darum, Größenordnungen zu ermitteln. Und die stimmen ganz gut.

2235H #1 2235H #2 2235H #3 2235H #4
Fs (Hz) 29,3 28,9 28,5 29,2
Qms 4,30 7,79 7,13 7,18
Qes 0,242 0,269 0,270 0,272
Qts 0,230 0,260 0,264 0,262
Re (Ohm) 6,10 6,00 6,00 6,09
Le (mH) 1,17 1,12 1,14 1,19
Cms (mm/N) 0,243 0,236 0,244 0,245
Mms (g) 122 128 128 122
BL (N/A) 23,7 22,8 22,4 22,3
Vas (l) 263 256 265 265
dBSPL (dB) 96,4 95,7 95,5 95,9

 

Die Messungen zeigen ein paar interessante Dinge: Erst einmal fällt Kandidat #1 ein bisschen aus der Reihe. Das gibt Sinn, seine Seriennummer ist etwa doppelt so hoch wie die der drei anderen, die ziemlich nahe beieinander liegen. Der etwas höhere BL-Faktor spricht für etwas mehr Magnetisierung des Antriebs, resultierend in einem leicht höheren Wirkungsgrad.

Generell gilt: Die Freiluftresonanzen sind merklich zu hoch (knapp 30 Hz vs. 20 Hz Werksangabe), die Äquivalentvolumina deutlich zu niedrig (Werksangabe: 458 l), was aber mit Sicherheit an den suboptimalen Messbedingungen liegt, zum Teil vermutlich auch an den niedrigeren bewegten Massen, die alle vier Treiber aufweisen: JBL gibt 155 g an, wir ermittelten 122-128 g. Die Schwingspulendaten (Induktivität und Gleichstromwiderstand) hingegen stimmen perfekt mit den Originalangaben überein.

Generell liegt der BL-Faktor etwas über den Werksangaben, auch das kommt hin: Die Magnete der als Basis verwendeten E140 sind etwas höher magnetisiert als die der 2235H. Daraus mag auch der etwas höhere Wirkungsgrad der neu aufgebauten Treiber resultieren.

Fazit: alles gut. Die vier Bässe sind erfreulich gleich und dürften problemlos im Originalgehäuse laufen. Das, was nicht hundertprozentig passt, erledigt die Aktivansteuerung mit links.

Der Bass

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In der 4355 stecken zwei Tieftöner vom Typ 2235H. Das „H“ am Ende der Typenbezeichnung eines JBL-Treibers steht übrigens für acht Ohm Nennimpedanz, im Unterschied zum Suffix „G“ für vier und „J“ für 16 Ohm. Der 2235H gehört aus gutem Grund zu den beliebtesten Tieftönern auf dem Gebrauchtmarkt, mit eher wenig erfreulichen Konsequenzen für die Preisgestaltung.

Zum Glück allerdings hat JBL nicht für jeden Bass das Rad neu erfunden und eine ganze Reihe von Treibern mit dem gleichen „Hinterteil“ gebaut. Die Typen E140, 2205, 2225, 2234 und 2235 verfügen über identische Körbe und Antriebe. Also braucht es letztlich einen – gerne auch kaputten – Bass aus einer dieser Baureihen, ein gutes Reconing-Kit, jemanden, der den Umbau fachgerecht erledigt und voilà – ein praktisch neuwertiger Treiber ist kein Problem. Billig ist das zwar auch nicht, es reduziert aber zumindest die Gefahr, dass man auf unbrauchbarem Schrott sitzen bleibt.

Der 2235H ist ein richtiger Bass alter Schule mit einem Parametersatz, den heute kaum noch jemand so realisieren würde. Nach Thiele und Small sieht’s so aus:

  • fs: 20 Hz
  • QTS: 0,25
  • QMS: 2,5
  • QES: 0,28
  • VAS: 458,7 l
  • XMAX: 8,38 mm
  • BL: 20,5
  • MMS: 155 g

Zusammengefasst: Die sehr niedrige Eigenresonanz und das großes Äquivalentvolumen stehen für eine weiche Membranaufhängung, kombiniert mit einem allerdings ziemlich fetten Antrieb: Die niedrige Gesamtgüte und der ziemlich hohe Kraftfaktor sprechen für ordentlich Saft im Magnetspalt. Man kann mit solchen Treibern sehr tiefe Töne erzeugen, wenn man ihnen ordentlich Luft gönnt.

[Achtung: überflüssiges Gejammer eines Ewiggestrigen]
Heutzutage gibt’s solche Güten nur noch bei knochenhart eingespannten PA-Tönern; die laufen zwar in 50 Litern, können dafür aber ohne aktive Korrektur überhaupt keinen Bass. Macht ja nix, Belastbarkeiten von anderthalb Kilowatt sind heutzutage die Regel, und wenn man durch das vorgeschaltete DSP-Filter per fetter Schaltendstufe nur genügend Energie bei tiefen Frequenzen in den Töner drückt, dann macht’s auch sowas wie Bass. Beschaller mögen sich über die kleinen Gehäuse freuen, meinen Geschmack trifft diese Art, das Problem mit exzessiven Korrekturen und Unmengen von Leistung zu erschlagen nicht. Die klassische Vorgehensweise, solche Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen, ist mir da deutlich lieber. Mit dem 2235H geht das; der Treiber macht rund 93 Dezibel Wirkungsgrad, zwei parallel geschaltete entsprechend drei Dezibel mehr (bei gleicher Signalspannung). Deshalb reicht die Belastbarkeit auch dicke, genau so wie der moderate Maximalhub. Für diese Anwendung ist das nicht weniger als der perfekte Bass.
[/Achtung]

Interessante Überlegungen zu diesem Thema habe ich hier gefunden. Der Autor hat einige durchaus spannende Alternativen zum 2235H aufgetan; billiger allerdings wird’s damit in letzter Konsequenz auch nicht. Ich habe jüngst vier mehr oder weniger „angeschossene“ JBL E140 erworben, was, wie es aussieht, die günstigste Variante ist, an entsprechende Basismodelle zu kommen. Ich habe 20, 80, 100 und 100 Euro bezahlt, im Schnitt also derer 75. Ein komplettes professionelles Reconing kostet mich 150 Euro pro Treiber, macht also im Schnitt 225 Euro für einen „echten“ 2235H. Dafür bekomme ich keine der erwähnten Alternativen.