Ver-steckt

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Ausbau des Schalters: Zuerst muss die Wippe raus

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Er hat verloren: Auch von oben bekommt man den Schalter ausgebaut

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Noch die Enden abisolieren, Schrumpfschlauch überziehen und die Kabel verlöten

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Die Zuleitung macht einen absolut gesund dimensionierten Eindruck

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Das tut’s – hier noch mit einer zusätzlichen Lage Isolierband

Das muss gehen, den Wippschalter loszuwerden. Tut es auch, aber das erfordert ein wenig Bereitschaft zur ungehemmten Gewalt. Da die Leiste nicht öffnen wollen (oder können), muss der Ausbau komplett von oben geschehen. Das habe ich natürlich auch getan, auch wenn mein „Bastelopfer“ natürlich schon offen war. Der Schalter ist mit zwei äußerst stramm sitzenden Rasten in eine Aussparung ins Gehäuse gekipst und sitzt definitiv bombenfest. Ihn zerstörungsfrei zu entfernen halte ich für quasi unmöglich (auch hier lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen). Also ermorden wir ihn mit System: Zuerst muss die Schaltwippe raus, das geht noch mit wenig Verlusten. Mit einem flachen Schraubendreher hebelt man das gute Stück ausgehend von einem Drehzapfen heraus. Die Drehzapfen sitzen mittig auf den langen Seiten der Wippe. Dabei fliegen ein paar Kleinteile entgegen, aber die brauchen wir ohnehin nicht mehr.

Jetzt wird’s ein wenig hässlicher. Ich habe dazu den Schraubendreher gegen ein größeres und stabileres Modell getauscht. Damit muss man den Boden der Schalterwanne durchstoßen; das geht recht einfach, weil’s an einem Ende ohnehin schon zwei schmale Schlitze gibt. Wenn der Schraubendreher verlässlich im Material steckt, kann man mit seiner Hilfe die schwarze Kunststoffwanne aus dem Gehäuse hebeln – vielleicht wäre der Ausdruck „heraus würgen“ passender, so ganz ohne Widerstand geht das nämlich nicht. Aber – es geht. Sogar ohne Macken am Gehäuse der Leiste. Die am Schalter angelöteten Anschlussleitungen sind angenehmerweise so lang, dass sich das ganze Bauteil problemlos aus der Leiste bugsieren und abschneiden lässt. Was es jetzt noch braucht ist ein bisschen Schrumpfschlauch zu Isolation, ein Werkzeug zum Abisolieren der Kabelenden (was auch immer sie da bevorzugen) und einen Lötkolben, um die freien Enden miteinander zu verbinden (blau mit blau, braun mit braun – is eh klar). Ausnahmsweise vergesen wir mal nicht, die Schrumpfschläuche vor dem Verlöten über die Kabelenden zu stülpen, dann müssen wir die Verbindung hinterher nicht unter viel Fluchen wieder aufmachen. Es versteht sich von selbst, dass die Lötverbindungen gerade hier von erlesener Qualität sein sollten; abstehende Einzeldrähte und Sparsamkeit beim Lötzinneinsatz können wir hier überhaupt nicht gebrauchen. Immerhin soll das eine Verbindung werden, die auch bei 16 Ampère noch so tut, als wäre sie das sprichwörtliche Stück Draht.

Wenn das Elektrische erledigt ist, kann eigentlich nix mehr passieren – vorausgesetzt, Sie haben nicht doch ein Drähtchen durch den Schrumpfschlauch gepiekst oder so etwas in der Art. Eine zusätzliche Lage Isolierband kann auf gar keinen Fall schaden. Was wir jetzt noch tun müssen (oder zumindest tu sollten) ist: Das Schalterloch verschließen. Die Vertiefung, in der der Schalterrahmen steckte, misst ziemlich genau 1 x 1,2 Zoll, in unserem Dunstkreis also ca. 25,4 * 30,5 Millimeter. Wir bräuchten irgend etwas aus Kunstsoff in dieser Größe, in etwa zwei Millimeter dick, das kleben wir dann da hinein. Derzeit hab‘ ich auch noch nichts Passendes, aber das findet sich schon. Über den geeigneten Kleber sollte man einen Moment nachdenken; ich vermute mal, das Steckdosengehäuse besteht aus Weich-PVC, da braucht’s unter Umständen etwas Spezielleres. Damit wäre unsere kleine Bastelstunde beendet, und „Koppla GTi“ kann ihren Dienst beginnen.

Nein, das ist ganz sicher nicht die beste Steckdosenleiste der Welt. Die großen Jungs (HMS, Silent Wire, Transparent, Furutech, Sun Audio und wie sie auch immer heißen mögen) arbeiten mit erheblich edleren Materialien, und Berylliumkupfer ist als Leiter eindeutig besser geeignet als Messing, und dazu gesellen sich auch abseits jeglichen Voodoo-Verdachts noch eine Menge von Dingen, die gute Produkte aus den entsprechenden Angeboten machen. Die allerdings gibt’s nicht für zweifuffzich wie das Ding hier. Und nein, ich habe mir nicht die Mühe gemacht, einen seriösen Hörtest mit dieser Leiste zu starten. Mir reicht es völlig zu wissen, dass ich hier mit einem elektrisch wie mechanisch wirklich soliden Produkt unterwegs bin, über dessen Sicherheit ich mir trotz fernöstlicher Billigfertigung keine grauen Haare wachsen lassen muss.

Sicherheitshinweis:
Wir hantieren hier mit Netzspannung, das ist Elektrizität in absolut lebensgefährlicher Größenordnung. Es ist völlig ohne Probleme möglich, sich mit Basteleien wie den hier gezeigten selbst umzubringen, sein Haus abzufackeln oder Schlimmeres anzurichten. Falls Sie nicht ganz genau wissen, was Sie da tun, rate ich dringend davon ab, die hier gezeigten Dinge nachzuempfinden. In jedem Falle lehne ich jede Verantwortung für Schäden an Ihnen, an Dritten sowie für Sachschäden ab, die unmittelbar oder mittelbar aus dem hier gezeigten Vorgehen resultieren.

11 Gedanken zu „Ver-steckt

    1. hb Beitragsautor

      Weil jeder Widerstand in der Zuleitung bei schwankender Stromaufnahme der Last für eine schwankende Versorgungsspannung sorgt. Je höher der Widerstand, desto tiefer sackt die Versorgungsspannung ab. Eine Modulation der Versorgung ist aber etwas, das man gar nicht will, weil sich die Effekte in vielen Fällen direkt im Signal wiederfinden lassen.

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  1. Bernd Heyen

    Hallo Herr Barske,

    ich informiere mich gerade über eine „gute“ Stromversorgung und versuche irgendwie Sachliches von Voodoo zu trennen – da bin ich natürlich auch über Ihren Artikel und insbesondere den „Schalter“ gestolpert. Alles nachvollziehbar mit dem Widerstand, aber gibt es nicht auch „gute“ Schalter? Immerhin verbaut auch HMS in den hochpreisigen Serien Schalter, Supra hat welche und in Netzfiltern sind nahezu auch immer Schalter verbaut – ist ja einfach auch praktisch. Wenn ich alles zusammennehme wäre daher eine gute und günstige Netzfilter-Netzleisten-Kombi mit Schalter: HMS RC 1/1 + Music Line Netzleiste. Oder bremst der zentrale Netzfilter die Dynamik des Verstärkers? Od er ist Filter sowieso Voodoo, weil die Komponenten die Netzreinigung übernehmen?

    Viele Grüße

    Bernd H.

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    1. hb Beitragsautor

      Bei aller Komplexität des Themas versuche ich mal eine salomonische Antwort:
      1. Gibt’s „gute“ Schalter? Sicherlich. Zumindest die ersten paar Jahre lang. Danach mag es sich lohnen, mal den Übergangswiderstand zu messen. Ich weiß nicht, was HMS verbaut, aber man darf davon ausgehen, dass man dort Wert auf Qualität legt. Kleiner Tipp zur Verlängerung der Lebensdauer eines solchen Schalters: Nach Möglichkeit nicht unter Last schalten. Unter Last schlagen die Kontakte Funken, das führt zu Kontaktabbrand und Oxidation. Außerdem: Schalter mit mehreren parallel geschalteten Kontakten verwenden. Die schalten grundsätzlich nicht exakt gleichzeitig, so das der „vorwitzigste“ der ist, der den Stress für allen andere abbekommt, gewissermaßen der „Opferkontakt“. Die andere bleiben dadurch wesentlich länger fit.
      2. Netzfilter sind generell nicht böse. Filterung funktioniert dann gut, wenn sie erstens erforderlich (heutzutage leider immer öfter) und zweitens auf die zu filternde Last abgestimmt ist. Ein dickes endstufentaugliches Filter zum Beispiel tut vor einer Phonovorstufe praktisch gar nichts. Es gibt Geräte mit eingebauter Netzfilterung, bei denen ist eine externe Lösung in den meisten Fällen kontraproduktiv.

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      1. Bernd

        Salomonisch kann ich natürlich gut nachvollziehen – glaube, dass ich trotzdem konkret alles gut verstanden habe;-)) Jetzt suche ich natürlich nach den Schaltern mit parallel geschalteten Kontakten, am besten als Zwischenstecker. Gibt es da „Erkennungsmerkmale“, an denen der Laie in den diversen Online-Shops, die Spreu vom Weizen trennen kann? Tipp wäre nett. Besten Dank.

        Viele Grüße
        Bernd

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  2. VDE Freund

    Oha, eine gefährliche Lötzinnbastelei an einer Steckdosenleiste. Warum nicht gleich eine vernünftige Steckdosenleiste ohne Schalter für €9,99. Da bezahlt auch die Versicherung im falle eines Brandes.

    Viele Grüße,
    VDE Freund

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    1. Tom Lederhose

      Dieselbe Frage stellt sich mir auch, erst eine Leiste mit bösem Schalter kaufen und dann zwei Seitige Artikel schreiben wie man den bösen Schalter wegbastelt – nicht nur das da die VDE erlischt (leider brennt bei solch „Spezialisten“ zu selten die Bude ab, ohne Versicherungsschutz…!), auch fragt man die Sinnhaftigkeit solcher Bastelei – oder wird man jetzt mit vorgehaltener Waffe gezwungen beim Händler seines Vertrauen Leisten mit Schalter zu kaufen…?Aber darauf werden wir von solch Bastel-Bernds keine vernünftige Antwort bekommen, weil es keine gibt!

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      1. hb Beitragsautor
        Ich find’s immer wieder interessant, dass dieser mittlerweile elf Jahre alte Artikel bei einer bestimmten Spezies von Leuten immer noch in diesem Maße „Knöpfe drückt“. Als in diesem Falle verantwortlicher Bastel-Bernd kann ich die Frage nach dem „Warum“ einfach beantworten: Die Gründe, warum’s ausgerechnet diese Leiste sein sollte waren Verfügbarkeit (Ikea gibt’s überall um die Ecke), Preis (4€ pro Stück sind schwer zu schlagen), langfristige Lieferbarkeit (gibt’s nach elf Jahren immer noch) und Qualität (das Ding ist ne mechanisch und elektrisch solide Lösung).
        Das sind vier gute Gründe.
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  3. ele

    Sie machen aus einem guten mit CE und VDE Zeichen versehenem Gerät eine zusammengefuschte und gefährliche Bastellöung? Und das alles weil sie für die HiFi Anlage auf den letzten 1,5 Metern ein „Spezialverlängerungskabel“ brauchen?

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    1. hb Beitragsautor

      Völlig richtig. „Zusammengepfuscht“ und „Bastellösung“ trifft’s ungefähr. Und die Erklärung dafür, warum die letzten anderthalb Meter von Bedeutung sind, überlasse ich mit Freuden Hans M. Strassner.

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      1. Peko

        HeHe! Seltsamerweise höre ich wirklich Unterschiede auf dem letzten Meter. So klingt Solid-CoreKabel für mich einfach deutlich besser als Litze… Aber es ist illegal nach der deutschen VDE! Von wegen ortsunabhängige Verbraucher…usw. Man müsste schon die Geräte im Rack festschrauben, um im Versicherungsfall nicht dumm aus der Wäsche zu gucken.

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