Archiv für den Monat: April 2014

Silbatone auf der High End 2014

Etwas in der Art erzähle ich jedes Jahr kurz vor der High End in München, ich weiß: Sie müssen kommen. Dieses Jahr aber noch viel mehr. Wenn’s noch nie wichtig war und nie wieder sein wird, in diesem Jahr wird’s ernst. Der Grund? Silbatone ist wieder da und hat den Lautsprecher im Gepäck, den man einmal im Leben gehört haben muss.

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Das Western Electric „Vitaphone“ System wurde 1926 vorgestellt, wegen der enormen Kosten wurden nur 40 Stück gebaut. Es besteht aus zwei Hörnern vom Typ 13a (das gefaltete auf dem Sockel) und 12a (das darüber hängende)… Details dazu erzähle ich Ihnen, wenn die Dokumentation meines Korea-Besuches aus dem letzten Jahr endlich fertig ist – ich schaff das noch bis zur High End, ganz bestimmt.
Jedenfalls bringen die Herrschaften zwei dieser Kombis mit nach München. Wenn das auch nur halbwegs so spielt wie das, was ich in Seoul davon gehört habe, dann ist das ein Erlebnis, das Sie ganz bestimmt nicht verpassen wollen.

Sie finden die Silbatone-Demo in Atrium 4, 1. OG, Raum F129. Wir sehen uns da, oder auch eine Etage höher, exakt darüber, in F231. Da gibt’s nämlich „Vinylsavour“ Thomas Mayer und seine leckeren Röhrenamps. Und Feldspulenlautsprecher von Wolf von Langa. Und Primary Control-Tonarme von Bernd Hemmen.

Fortschritte

jblkram01_556Größere Mengen Zeug trudeln ein. Treiber sind alle da bis auf die erst kürzlich bestellten Druckkammerkollegen vom Typ 2441 – da freue ich mich schon auf Zoll und Einfuhrumsatzsteuer – das lebensrettende Paket mit den Schallverteilerlinsen 2308 und den Kurzhörnern 2311 (es sind tatsächlich H93 und nun erzähle mir bitte niemand, dass das nicht dasselbe ist) ist auch da.

Ratioform hat einen durchaus beeindruckenden Karton mit Pappe geliefert, die Rohre gefallen mir gut. Eine erste Kontrolle offenbarte Maßhaltigkeit, die Stabilität ist auch erfreulich.

Die Basstreiber sind sind auch komplett. Selbstverständlich ist der mit Abstand billigste von den vieren (der für 20 Euro) der einzige, der wirklich noch anstandslos funktioniert, bei allen anderen sind die Spulen „toast“. Aber das interessiert mich wenig, weil ja nur Korb und Magnet von Bedeutung sind. Und die sind in allen Fällen, soweit ich das beurteilen kann, in einem sehr erfreulichen Zustand.

Erste Schritte

2405_556Heute sind die ersten Lieferungen mit Teilen eingetroffen, Den Anfang machte ein Paket aus den USA mit den beiden Superhochtönern, Schlitzstrahler vom Typ 2405H.
Dafür, dass das Ding erst ab sieben Kilohertz einsetzbar ist, macht es mit seinen 2,3 Kilogramm Nettogewicht ganz schön auf dicke Hose. Mein Pärchen macht einen ganz guten Eindruck, ein paar kleinere Zeichen der Zeit an den Gehäusen nehme ich in Kauf.
Ganz billig war’s nicht, aber als „Cheap Trick“ geht das Projekt ohnehin nicht durch.
Wer auf dem Laufenden bleiben will, wo sich die Kosten der ganzen Angelegenheit hin entwickeln – ich hab da mal ein Spreadsheet für zum Kucken angelegt, mit dem ich möglichst gewissenhaft Buch zu führen gedenke.

Cleft – BOSH!

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Wie wär’s hiermit?

Die Platte kostet derzeit 21€20 mit Versand aus England; das halte ich für sehr fair. Außerdem gibt’s nur 300 davon.
Der Dank für den Tipp geht wieder einmal an Andrejs.

Reflexrohre

Es ist halt Ami-Gedöns. Und in Sachen Bemaßung daher „imperial“. Im Großen und ganzen ist das nicht das Problem, aber an einer Stelle zwickt’s etwas: bei den Bassreflexrohren. JBL hat dort Papprohre mit einem Innendurchmesser von 5 3/8″ verbaut, also 136,525 Millimeter. Sowas gibt’s kaum überraschenderweise nicht an jeder Straßenecke, in unseren Breiten schon mal gar nicht.

Ein Möglichkeit wäre, auf KG-Rohre DN125 zurückzugreifen. Die haben, wie der Name schon sagt, einen Innendurchmesser von 125 Millimetern. Akustisch ist das kein Problem, die erforderliche Verkürzung gegenüber dem Original zur Beibehaltung der Abstimmfrequenz ist auch kein Thema. Hinzu kommt der Umstand, dass es reichlich Winkelstücke gibt, denn die Reflexrohre der 4355 haben einen Knick. Die Rohre bestehen aus 3 mm starkem PVC, sind gut zu bearbeiten, einfach zu lackieren und als Reflexrohr bewährt, also ist doch alles toll… oder…?

Oder. Ich muss gestehen, dass mich der Einsatz von „Plastik“ bei einem so dicht am Original orientierten Projekt etwas schreckt, auch gefällt mir der Umstand, dass die passenden Öffnungen in der Schallwand gut einen Zentimeter kleiner sein müssten als beim Original, nicht so recht.

Der langen Rede kurzer Sinn: Hat jemand eine Idee, wie man an stabile Papprohre mit rund 14 Zentimeter Außendurchmesser kommt? Ich weiß, man kann so etwas anfertigen lassen aber ich befürchte, das sprengt etwas den finanziellen Rahmen.

Kleinigkeiten

4355ken_556Als ich mich mit dem Erscheinungsbild der JBL 4355 eine Weile auseinandersetzt hatte wurde klar, dass ein paar Details unbedingt so original wie möglich erhalten bleiben müssen, sonst droht die Sache doof auszusehen.
Ein Punkt dabei ist die Befestigung der drei großen Treiber. Die sind nämlich, ganz Profi-Style, nicht einfach durch ihre Befestigungslöcher mit der Front verschraubt, sondern geklammert. Die Suche nach geeigneten Klammern gestaltete sich gar nicht so einfach, die Zubehör-Industrie bietet nur schnöde L-Winkel aus Plastik oder mit Glück auch mal welche aus Blech.

Was man auf dem Bild oben sieht (übrigens eine aufgearbeitete 4355 vom japanischen Spezialisten Kenrick Sound, sehr lecker das), das sind amtliche Klammern aus Guss. Selbstverständlich hat JBL die mal selbst gebaut, es gibt sie unter der Typenbezeichnung MA-15 noch bei Ebay in den Staaten. Dreimal (für sechs Treiber braucht’s drei Sätze à acht Stück) 28€87 plus rund 26€ Versand, plus Zoll plus Einfuhrumsatzsteuer, das läuft auf etwa 140 Euro hinaus. Für ein paar Treiber-Befestigungsklammern. Ich hab’s ja gesagt, was wird hässlich…

Der Bass

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In der 4355 stecken zwei Tieftöner vom Typ 2235H. Das „H“ am Ende der Typenbezeichnung eines JBL-Treibers steht übrigens für acht Ohm Nennimpedanz, im Unterschied zum Suffix „G“ für vier und „J“ für 16 Ohm. Der 2235H gehört aus gutem Grund zu den beliebtesten Tieftönern auf dem Gebrauchtmarkt, mit eher wenig erfreulichen Konsequenzen für die Preisgestaltung.

Zum Glück allerdings hat JBL nicht für jeden Bass das Rad neu erfunden und eine ganze Reihe von Treibern mit dem gleichen „Hinterteil“ gebaut. Die Typen E140, 2205, 2225, 2234 und 2235 verfügen über identische Körbe und Antriebe. Also braucht es letztlich einen – gerne auch kaputten – Bass aus einer dieser Baureihen, ein gutes Reconing-Kit, jemanden, der den Umbau fachgerecht erledigt und voilà – ein praktisch neuwertiger Treiber ist kein Problem. Billig ist das zwar auch nicht, es reduziert aber zumindest die Gefahr, dass man auf unbrauchbarem Schrott sitzen bleibt.

Der 2235H ist ein richtiger Bass alter Schule mit einem Parametersatz, den heute kaum noch jemand so realisieren würde. Nach Thiele und Small sieht’s so aus:

  • fs: 20 Hz
  • QTS: 0,25
  • QMS: 2,5
  • QES: 0,28
  • VAS: 458,7 l
  • XMAX: 8,38 mm
  • BL: 20,5
  • MMS: 155 g

Zusammengefasst: Die sehr niedrige Eigenresonanz und das großes Äquivalentvolumen stehen für eine weiche Membranaufhängung, kombiniert mit einem allerdings ziemlich fetten Antrieb: Die niedrige Gesamtgüte und der ziemlich hohe Kraftfaktor sprechen für ordentlich Saft im Magnetspalt. Man kann mit solchen Treibern sehr tiefe Töne erzeugen, wenn man ihnen ordentlich Luft gönnt.

[Achtung: überflüssiges Gejammer eines Ewiggestrigen]
Heutzutage gibt’s solche Güten nur noch bei knochenhart eingespannten PA-Tönern; die laufen zwar in 50 Litern, können dafür aber ohne aktive Korrektur überhaupt keinen Bass. Macht ja nix, Belastbarkeiten von anderthalb Kilowatt sind heutzutage die Regel, und wenn man durch das vorgeschaltete DSP-Filter per fetter Schaltendstufe nur genügend Energie bei tiefen Frequenzen in den Töner drückt, dann macht’s auch sowas wie Bass. Beschaller mögen sich über die kleinen Gehäuse freuen, meinen Geschmack trifft diese Art, das Problem mit exzessiven Korrekturen und Unmengen von Leistung zu erschlagen nicht. Die klassische Vorgehensweise, solche Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen, ist mir da deutlich lieber. Mit dem 2235H geht das; der Treiber macht rund 93 Dezibel Wirkungsgrad, zwei parallel geschaltete entsprechend drei Dezibel mehr (bei gleicher Signalspannung). Deshalb reicht die Belastbarkeit auch dicke, genau so wie der moderate Maximalhub. Für diese Anwendung ist das nicht weniger als der perfekte Bass.
[/Achtung]

Interessante Überlegungen zu diesem Thema habe ich hier gefunden. Der Autor hat einige durchaus spannende Alternativen zum 2235H aufgetan; billiger allerdings wird’s damit in letzter Konsequenz auch nicht. Ich habe jüngst vier mehr oder weniger „angeschossene“ JBL E140 erworben, was, wie es aussieht, die günstigste Variante ist, an entsprechende Basismodelle zu kommen. Ich habe 20, 80, 100 und 100 Euro bezahlt, im Schnitt also derer 75. Ein komplettes professionelles Reconing kostet mich 150 Euro pro Treiber, macht also im Schnitt 225 Euro für einen „echten“ 2235H. Dafür bekomme ich keine der erwähnten Alternativen.