Archiv für den Monat: November 2011

Dienstreise

Heute Vormittag war ich kurz in Herne, um mir „Rabenvater“ Tom Woschnicks (TW Acustic) aktuelles Setup anzuhören. Ziemlich beeindruckend, was da bei ihm aus einer Cessaro Beta 1 tönt. Das analoge Front End tat sein Übriges und bestand natürlich aus dem angenehm schlichten Raven Limited nebst hauseigenem Tonarm und einer Tonabnehmerüberraschung namens „Phasemation PP-1000„, wobei es sich um einen Ableger von Phasetech zu handeln scheint. Sehr lecker das.

Impressionen vom ETF 2011

Nun kann man nicht sagen, dass das HiFi-Metier nicht verstärkt bemüht wäre, sich einer breiteren Öffentlichkeit zu stellen. Für den härteren Kern der Enthusiasten wird’s allerdings erst dann richtig interessant, wenn Kommerzielles (weitgehend) außen vor bleibt und man „unter sich“ ist – wir am vergangenen Wochenende beim European Triode Festival

Geschafft. Wieder einmal. Trotz Zeitmangel, Alkohol-Überdosierung und Schlafdefizit war die 2011er Ausgabe des ETF ein echtes Highlight meines persönlichen Nerd-Fi-Jahres. Was natürlich an den rund 110 Teilnehmern lag, aber auch und ganz besonders an der exquisiten Organisation des Melaudia-Teams, das ein letztes Mal eine absolut reibungslose und hochinteressante Veranstaltung an die französische Kanalküste gezaubert hat. Das nämlich war das dritte ETF in Frankreich, und damit gemäß der Statuten der Veranstaltung das letzte. Zur Zukunft des Events kommen wir später noch.

Das ETF ist von je her ein Tummelplatz für Neues, Altes, Extremes und auch ganz Normales in Sachen Audio. Und auch in diesem Jahr waren all diese Begrifflichkeiten wieder vortrefflich mit Inhalten besetzt. Die vermutlich größte „Strahlkraft“ hatte das, was die Veranstalter im Salon der Veranstaltungsräumlichkeit aufgebaut hatten: gleich drei Kinosysteme aus vergangenen Tagen gaben sich ein Stelldichein. In monophoner Ausführung, stereo wäre schlicht nicht unterzubringen gewesen. Und so gab’s eine klassische Altec A7 Voice Of The Theater, ein Western Electric-Horn vom Typ 22 mit Bassergänzung und ein WE 15 – naturgemäß schon ob seiner beeindruckenden Abmessungen das auffälligste Exponat. Daran gab’s denn auch gleich drei unterschiedliche Treiber zu hören und ich war durchaus angetan: Der riesige Trichter spielt sehr dezent, lebendig und überhaupt nicht aufdringlich.

Zum Rahmenprogramm des diesjährigen ETF gehörte wieder ein „Shootout“, und diesmal wurden Plattenspieler gegeneinander ins Rennen geschickt. Grundvoraussetzung für die Teilnahme war nur die Ausrüstung mit einem Denon DL103 als Abtaster, der Rest stand jedem Teilnehmer frei. Ich hab‘ nur die zweite Runde mit den acht verbliebenen Teilnehmern mitgemacht, und die Ergebnisse waren ziemlich interessant. Viele heilige Kühe der Platten drehenden Zunft waren zu dem Zeitpunkt bereits ausgeschieden, auch ein paar echte Ikonen wie etwa ein EMT 930 und ein Kenwood L07.
Die letzten vier im Rennen verbliebenen Maschinen waren interessanterweise mit Tonarmen aus Berlin ausgerüstet: Zweimal Thomas Schick, zweimal Frank Schröder. Letzterer fuhr mit seinem gewaltigen Commonwealth-Spieler (der stand im letzten Jahr in unserem Setup) denn auch den Gesamtsieg ein, und das meiner Meinung nach völlig zu Recht. Den zweiten Platz hat übrigens der relativ schlichte, aber sehr schicke Thorens von Johannes Lebong belegt – ich habe mich übrigens sehr darüber gefreut, Johannes und seine Gattin endlich einmal persönlich kennengelernt zu haben.
Inwieweit der Tonarm für Franks Erfolg beim Shootout erforderlich war vermag ich nicht zu sagen, aber in jedem Falle hat der leidenschaftliche Analog-Ästhet mit seinem neuen Arm vom Typ „LT“ („Linear Tracking“) die Platten abspielende Welt wieder einmal mit einer kleinen Sensation beglückt, hat er doch einen vom Prinzip her simplen, aber extrem trickreichen Tangentialarm gebaut: Der LT ist ein Drehtonarm, hat keine Kröpfung und ist trotzdem praktisch spurfehlwinkelfrei. Applaus, Frank, von dem Arm wird sicherlich noch zu berichten sein.

Weit weniger technisch oder musikalisch, für mich aber in diesem Jahr noch viel wichtiger war der Umstand, dass ich endlich mal den Strand von Stella gesehen habe. Auch ohne ETF kann man’s da übrigens sehr gut aushalten, und im Sommer bei entsprechenden Temperaturen sicherlich noch viel besser.

Unser eigener Auftritt hat wieder einmal sehr viel Spaß gemacht. Wir hatten drei Paar Lautsprecher, drei Endverstärker, eine Line- und eine Phonovorstufe dabei, den Plattenspieler stellte verabredungsgemäß Frank Schröder: Der wunderschöne australische Orpheus Silex aus den Fünfzigern wurde später übrigens Dritter beim Shootout.
Die eigentliche Überraschung in unserem „Wohnzimmer“ (wir schleppen bewusst immer Teppiche, Raumakustikelemente, Beleuchtung und richtiges Mobiliar auf solche Veranstaltungen) aber war ein Lautsprecher, den ich eigentlich nur als Notreserve mitgenommen hatte, weil er Kompakt ist und noch gut ins Auto passte: die Nada.
Dass der Scan Speak-Zweiwegerich auf einer ausgewiesenen Hochwirkungsgrad- und Röhrenveranstaltung überhaupt zum Zuge kam war schon überraschend, aber dass er sich zum Renner bei den beinharten Triodenfans entwickelt hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Allerdings sprach die Box auch ziemlich überzeugend für sich. Insbesondere ab dem Zeitpunkt, als sie von einer erschütternd guten Elektronik befeuert wurde: Frank Blöhbaum stellte uns eine Phonvorstufe, eine Linestage und ein Paar Endstufen aufs Rack, die sich so richtig gewaschen hatten. Von der Phonovorstufe weiß ich gerade nicht sehr viele Details, in der Line stecken vier sehr ungewöhnliche Röhren (zwei RC5B und zwei AA). Die Endstufen (die hat Ralf Raudonat gebaut) sind Monos auf 6S33-Basis und wurden von Frank Blöhbaum auf echte 25 Watt gekitzelt. Das ist sogar für die Nada mehr als ausreichend, wie sie mit ordentlich Pegel und einem überaus knackigen Sound bewies.
Eine weitere Überraschung hatte Schröders Frank uns für den Samstag Abend versprochen: einen ganz besonderen Tonabnehmer. Und so fand dann noch ein wohl einzigartiges Konstrukt mit einem Kaktusdorn als Nadelträger den Weg unters Headshell des Orpheus. So ganz perfekt hinbekommen haben wir das Setup dafür allerdings dann doch nicht mehr, es wurde spät und wir mussten am Sonntag zeitig raus und einpacken.

Das jedoch weitaus Wichtigste beim ETF sind die Teilnehmer selbst: Man führt soviele hochinteressante Gespräche, dass die Zeit kaum reicht, sich mit allen Anlagen und Geräten zu beschäftigen. Insbesondere habe ich mich über eine lange Unterhaltung mit Kult-Entwickler JC Morrison gefreut, der wieder einmal mit Brillanz und Eloquenz auf sich aufmerksam machte. Seine Gedanken zu m Thema Lautsprecher werden sicherlich Folgen für das eine oder andere Klang + Ton-Projekt haben. Zudem freue ich mich außerordentlich darüber, dass die „älteren Herren“ wie der Holländer Adrianus van Doorn oder der in Frankreich lebende Grieche Aristide Polisois nach wie vor jedes Jahr dabei sind und mit Scharfzüngigkeit und Fachkundigkeit brillieren.
Meinen tiefen Respekt verdient auch Silvercore-Betreiber Christof Kraus, der live vor Ort nacheinander drei Verstärkerkonzepte zusammengebaut und im Setup der immer gut gelaunten dänischen Teilnehmergruppe gespielt hat. Das sind die Dinge, von denen das ETF lebt.

Womit wir bei den Jahren 2012 bis 2014 wären. Das ETF gastiert für die nächsten drei Jahre nämlich – in Deutschland. Genauer gesagt, am Rande Berlins, im ehemaligen Osten. Das, was ich bis dato von der neuen Location gesehen und gehört habe macht einen so spannenden Eindruck, dass ich da sicherlich nicht fehlen werde. Was ich allerdings wohl auch unter weniger optimalen Voraussetzungen nicht tun würde ;-). Interessenten mögen sich vielleicht schon mal den das Wochenende vom 22. Bis 25. November vormerken.

Ach ja: Natürlich gibt’s auch noch viel mehr Fotos. Jochen war ebenfalls fleißig mit dem Auslöser und hat sehr sehenswerte Aufnahmen produziert.
Hier geht’s außerdem zur offiziellen Foto-Sammelseite für die Veranstaltung.

Frickelfest auf portugiesisch

Da kam Mitfrickler Peter doch auf einmal mit diesem interessanten Bildchen um die Ecke:Das ist der Ausdruck des Bestrebens der portugiesischen Selbstbaugemeinde, etwas ähnliches wie das Frickelfest auf die Beine zu stellen. Und wenn ich die Ergebnisse von Google Translate für die folgenden Links ins einschlägige Forum richtig interpretiere, dann schauen die Jungs durchaus mit Sehnsucht auf das Treiben hierzulande:
klick
klick
Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass das Konzept auch auf der iberischen Halbinsel für Furore sorgt :-).

ETF, Proxima, zu wenig Zeit

Ich weiß, ich weiß – es ist immer die gleiche Leier: Der Tag hat einfach zuwenig Stunden. Dabei hätte ich sie so gerne mit zum diesjährigen ETF mitgenommen, das neue Klang + Ton-Dickschiff „Proxima“. Klappt aber nicht. Die Box ist einfach noch nicht in einem Stadium, in dem ich mich trauen würde, sie der internationalen Riege komplett Wahnsinniger zu präsentieren. Das allererste Foto des mit Treibern für freundliche 14000 Euro pro Paar bestückten Prestigeprojektes will ich Ihnen trotzdem nicht vorenthalten:Teil eins der entsprechenden Projektvorstellung gibt’s in der kommenden Klang + Ton 1/2012 (den Tieftonpart), die Mittelhochtonabteilung im Heft darauf. Abgesehen davon, dass die Kiste so komplex ist, dass sie einfach nicht in einem Heft unterzubringen ist habe ich gar nix dagegen, noch ein bisschen zusätzliche Zeit dafür zu haben, das Projekt wirklich fertig zu bekommen.
Die letzte Zeit jedenfalls hat mit ein Maß an Werkstattstunden beschert, das ich so schnell nicht wieder haben muss.Auch wenn’s durchaus Spaß gemacht hat – Sandwich-Gehäuse sind echte Sch…arbeit.

So wird die Proxima denn erst einmal in Duisburg verbleiben, Jochen und ich werden morgen stattdessen CT250 und die Nada einpacken und an die Kanalküste karren. Es ist ja nun nicht so, dass man damit überhaupt nicht Musik hören könnte ;-).

Neues von Ingo

Nee, nee, nix mit „Aktivator-Technologie“. Ingo Hansen aka. Mr. Phonosophie hat endlich mal wieder ein „richtiges“ neues Produkt am Start. Deshalb und weil die technische Realisation von einem der fähigsten Köpfe der Branche (mein lieber Ex-Kommilitone Bernd Sander, vormals Chefentwickler bei Audionet, seit einiger Zeit in Diensten von Karl-Heinz Fink) stammt gibt’s denn auch mal Presse an dieser Stelle.Es handelt sich um einen D/A-Wandler namens „DAC 1“ (okay, mäßig originell), in dem alles steckt, was so ein Ding heutzutage können muss. Abtastraten bis 192 kHz und ein asynchroner USB-Eingang, der ebenfalls den vollen Bandbreitenbereich kann.
Kostet ab 3900 Euro. Kein Schnapp, könnte aber ernsthaft gut sein. Näheres bestimmt demnächst beim Kollegen Rechenbach und auf der High End On Tour am kommenden WE in Neuss.

Man sieht’s ja sonst nicht

Heute war ich in Erlangen und habe meinen allherbstlichen Besuch bei Clearaudio absolviert. Und beim zum lieb gewonnenen Standard-Procedere gehörenden Rundgang durchs (übrigens von Jahr zu Jahr größer werdenden) Unternehmen habe ich diesen nicht ganz uninteressanten Schuss auf die Tonabnehmer-Spulenwickelmaschine hinbekommen. Das, was da so gülden glänzt, das ist auch welches. Gold nämlich (steht auch auf der Vorratsspule nebendran ;-)):

900 Euro? Echt gezz?

Klar, alte und exotische Röhren sind mitunter ein ziemlich kostspieliges Vergnügen. Das hier allerdings hat mich dann doch etwas stutzig gemacht.893,88 Euro für ein Pärchen Telefunken RS241? Okay, alte Wehrmachtstriode, aber soviel Kohle? Ich bin ja lernfähig – kann mir jemand erklären, was die Dinger so außergewöhnlich macht?

Ich hab’s ja immer gesagt

Wenn noch die leisestes Zweifel daran bestanden hätten, dass das analoge Metier das einzig wirklich Interessante ist, dann haben die lieben Kollegen jene endgültig ausgeräumt.
Das hier ist nämlich die definitiv nicht geschummelte Ansicht einer ganz speziellen Räumlichkeit in unserem Hause, und zwar nicht direkt bei uns, die wir das Heft produzieren: Das da waren die Fernseh-, Heimkino-, Car HiFi- oder Digital-Audio-Fritzen.
Und nein, mehr zu lesen gibt’s da nicht ;-).

In diesem Zusammenhang mag die Meldung interessant sein, dass eine ganze Reihe von großen Musik-Majors angeblich beschlossen hat, die CD bis Ende 2012 endgültig ad acta zu legen. Natürlich ist das nicht das erste Mal, dass so etwas propagiert wird und natürlich glaube ich das auch erst dann, wenn’s tatsächlich passiert ist.